SCHLUSSWORT

Mit lieben Grüssen, LG

 

Von Guillemette Eppenberger

 

«Bunkerschüler», «Sprachfreaks», «Altgriechen», das hört man gelegentlich über uns. Treffen diese Bezeichnungen für das Literargymnasium Rämibühl und seine Schüler und Schülerinnen wirklich zu? Der Name tönt ja eigentlich nach lieben Grüssen...
Eine gute Sprachschule gibt das Versprechen ab, das Sprechen zu lehren, damit man sich nie wieder verspreche. Damit dies kein leeres Versprechen bleibt, braucht es Lehrer, aber keine leeren und auch keine vollen, sondern gute Lehrer.
Also fang ich damit an, euch über die Lehrer am LG zu belehren. Wenn sie nicht leer sind, sollten sie dann nicht besser Voller statt Leher genannt werden? Lehren sie uns die Sprachen oder füllen sie uns die Köpfe oder gähnt da Leere wie manchmal im LG-Lehrplan? Ouh, über den zu sprechen kann verleerende, Entschuldigung, verheerende, Folgen haben. Er ist ja immer so voll, wird dann aber plötzlich leer, am liebsten ein paar Minuten vor Lektionsbeginn: Jeder kennt die Situation, wenn man es endlich aus dem Bett geschafft hat und (schlaf)trunken in die Schule torkelt, zum Stundenplan schielt und die so herbeigesehnte Mathestunde einfach rot durchgestrichen ist. LG, das Sekretariat...

Lieber Gruss zurück: So richtig befreiend ist es dann eben auch nicht, denn da wären wir lieber im Freien! Im leeren Schulhaus lernen zu müssen, während die Lehrer kränklich zu Hause hausen, ist nicht so belehrend...
Kommen wir nun zu unserem Schulhaus. Material: Beton, oder Aton? Molton oder doch Dur? Das muss ich noch in unserer nächsten Gesteinskunde-Stunde abklären. In unserem Bunker verbunkert, fragt man sich oft, ob es sich hier um Architektur oder Arschitektur handelt. Nach einigen Stunden kommt mir alles eher modernd als modern vor.
Zu unserer Schule gehört natürlich auch die Mensa. Mensa sana in corpore sano, oder wie der Nichtlateiner sagt: Ein gesunder Körper braucht eine gute Mensa. Verpflegt lernt es sich viel einfacher, alles ist irgendwie lernbar, am besten doch an einer Lernbar! Ein Ort, wo man das Wissen mit Slush Ice hinunterspült und die Weisheit mit Löffeln frisst!
Als das LG gegründet wurde, suchte man nach Gründen, es gründlich zu begrünen, mit einem grasgründlichen Grün. So wandeln heute oft gewandte Schüler und leicht gewandete Schülerinnen den Wänden entlang und wundern sich über die Wunder der Natur. Und so geniessen wir das Gras so gründlich, dass wir uns wirklich erholen können, rauchen müssen wir es ja nicht gerade. Ein idealer Rückzugsort, um neue Ideen zu identifizieren und sich der leeren Lehren zu entleeren.
Nun zu unserer klasse Schülerschaft! Sie wird in Klassen unterteilt, schafft sie also Klassen oder schafft sie Klassen ab? Was ist unser Los, klasselos oder klassenlos? Das erste hoffentlich nicht. Viele Missen und viele Mister. Einige Mister schaffen es vielleicht zum Minister, andere bleiben beim Mist machen. Soll ich den Missen trauen oder misstrauen? Oder lieber einem Mister? Ich vertraue einfach; trauen muss ich mich deswegen noch mit keinem. Misstrauen vermisse ich nicht, ich traue dem vertrauten Trauen.
Doch schauen wir unvoreingenommen nach vorn! Was wollen wir nach sechs Jahren erreicht haben? Ein hohes Ziel ist die Matura, die Reife, das Ticket zum Eintritt ins universitäre Leben! Das Füllen der Leere unserer Köpfe! Damit uns teuren Toren einmal Tor und Tür offen stehen zum Übertritt ins wirklich freie Denken.
Was ist der Sinn des Ganzen? Ist er sinnlich und sinnvoll? Darüber ist zu sinnieren – das macht Sinn.
Zielstrebig wollen wir aufs Ziel zielen, reiflich reifen zur höchsten (und nicht nur mittleren) Reife, zur Matura, um dann mit quietschenden Reifen vor der Uni zu posen. Dort wird die verbliebene Leere im Kopf mit weiteren Lehren und mit Lernen gefüllt werden, aber nicht zur Fülle sondern zur Erfüllung. Wir wollen fürs Leben lernen und nicht fürs Lernen leben.
Wenn ich so richtig sinniere, ist der Sinn des Lernens noch höher: Wissen wissen, Wissen beherrschen, damit uns niemand beherrschen kann. Darum geht es, um die Freiheit durch Wissen. Dank Wissen frei sein.

Danke LG
Guillemette 

 

 


Guillemette Eppenberger ist Schülerin der Klasse 4d.