BERICHT

MAILFLUT, DEFEKTE DRUCKER UND BYOD...

 

von Jelena Susac

 

Im Sommer 2021 wurde BYOD (Bring your own device) am Literargymnasium eingeführt. Wir wagen einen Blick hinter die Kulissen des IT-Support-Teams: Ein Beitrag zur Mailflut, zu technischen Ärgernissen und der Frage, inwiefern BYOD einen Einfluss auf Unterrichtsinhalte hat.

Bojan Golubicic ist IT-Verantwortlicher am Literargymnasium. Teil seines technischen Support-Teams ist Manu­el Frischknecht. Manuel Benz ist Mathematiklehrer. Zusammen mit Ker­stin Peter, die Geschichtslehrerin an der Schule ist, sind sie für den pädagogischen Support im Bereich BYOD zuständig.

Bojan Golubicic prüft seine Mails schon, bevor er an die Schule kommt, wo er zwischen 7.30 Uhr und 8.00 Uhr eintrifft. Er startet seinen Tag mit einem kurzen Check der Systeme und kontrolliert, ob alles ohne Probleme funktioniert. Danach startet er mit der Beantwortung der neuen E-Mails im Outlook. Informationen über erste Störungen erhält das Support-Team über das Postfach im Outlook. Über das Telefon wird das Team im Notfall kontaktiert, wenn etwas nicht mehr funktioniert und dringend gehandelt werden muss: Zum Beispiel als Bojan Golubicic einer Deutschlehrerin wäh­rend eines Prüfungsaufsatzes beim Sperren des Internetzugangs für die Schüler:innen helfen musste. Allerdings sollten die Schüler:innen Zugriff auf den Online-Duden haben. Hierfür musste er einen Filter einrichten, der es den Schüler:innen erlaubt, diese eine Seite zu nutzen. Ebenso sind es Bojan Golubicic und Manuel Frischknecht, die im Klassenzimmer auftauchen, falls der Beamer einmal nicht anspringt oder die Fernbedienung des DVD-Players nicht auffindbar ist. Die Türe zum Support-Team ist immer offen. So können Probleme schnell und niederschwellig gelöst werden.

Manuel Benz fährt den Computer meist gar nicht erst runter, also nur einmal pro Woche. Sein E-Mail-Programm ist aber ab 20 Uhr ausgeschaltet. Nachrichten auf dem Handy checkt er nicht regelmässig. Er löscht morgens als Erstes Mails, die ihn nicht betreffen; er pinnt Mails, unterrichtet und um 15 Uhr trifft er sich mit Kerstin Peter. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wie man das BYOD-Projekt auswerten soll; es gibt jedoch auch Tage, die unspektakulär ausfallen. Manuel Benz belastet insbesondere die Mailflut. So nimmt die Beantwortung von E-Mails einen grossen Teil seiner Zeit in Anspruch. Mehr als das Vorbereiten der Mathematikstunden. Da blickt er auf einen grossen Erfahrungsreichtum zurück und kann gegebenenfalls auf Materialien zurückgreifen. Während des Lockdowns erhielten Manuel Benz und Kerstin Peter nach der Umstellung auf Microsoft siebenhundert Mails. Nichtsdestotrotz genoss er es, flexibel von zuhause aus arbeiten zu können. Nun im Alltag nimmt vor allem der administrative Teil des Supports viel Zeit in Anspruch. Dazu gehört es, Mails zu löschen oder zu bearbeiten und an Sitzungen teilzunehmen. Der Austausch mit Kolleg:innen ist Manuel Benz auch sehr wichtig. Zwischen Tür und Angel kann er schon viele Fragen der Kolleg:innen beantworten.

Bojan Golubicic kümmert sich um Bestellungen, Rechnungen, den Lager­bestand, anstehende Projekte und dokumentiert neue Systeme oder neu entstandene Problemfälle. Er setzt PCs neu auf, erfasst Anfragen für das MBA (Mittelschulamt des Kantons) oder für den Gerätehersteller, nimmt Drucker in Betrieb, kümmert sich um das WLAN-Netz in der Schule, um die Infrastruktur und macht Systemwartungen. Bojan meint, dass ein Problem häufig auf verschiedenen Wegen gelöst werden kann. Fehler passierten, aber aus diesen lerne er. So konnte es geschehen, dass er einen scheinbar defekten Computer durch einen neuen ersetzte, obwohl das Problem die Netzwerkverbindung war. Da niemand in jenem Arbeitsraum im Internet war, fiel den Lehrpersonen nicht auf, dass sie eigentlich offline waren. Bojan Golubicic hatte sich in diesem Fall für den falschen Lösungsweg entschieden. Das sei zunächst sehr ärgerlich gewesen, doch durch solche Fehler lerne er am meisten. Und ein solcher Fehler werde ihm sicher nicht mehr passieren.

Sein Aufgabenbereich sei ihm nicht immer ganz klar, witzelt Manuel Benz. Von der Struktur her sei er Teil des ICT-Teams, zusammen mit Kerstin Peter und Christine Hottinger. Das ICT-Team ist für den pädagogischen Support im Bereich BYOD zuständig. Es geht darum, die Lehrer:innen bei der Umsetzung der Tools, die ihnen für den Unterricht zur Verfügung stehen, zu unterstützen. So hilft er den Lehrer:innen beispielsweise, Dateien auf OneDrive zu speichern oder mit dem Online-Prüfungstool Classtime klarzukommen. Viele Fragen ergeben sich spontan im Alltag und können am besten ad hoc beantwortet werden. So löste das Angebot eines ICT-Cafés kein grosses Echo aus und wurde abgeschafft. Ein vergleichbares Gefäss wie das ICT-Café ist angedacht, jedoch wöchentlich immer zur gleichen Zeit. So können die Lehrer:innen, ihr Gerät unter dem Arm, mit ihren Fragen vor Ort zum Support-Team gelangen.

In Bezug auf die Umsetzung von BYOD am Literargymnasium war Bojan Golubicic froh, dass Kerstin Peter den Lead hatte, da es sehr viele pädagogische und technische Themen zu verbinden gab. Am Anfang waren Bojan Golubicic und sein Team in den Klassen vor Ort, wenn die Schüler:innen Hilfe beim Einrichten ihrer Computer brauchten oder Schwierigkeiten mit Teams hatten. Es sei eine tolle Erfahrung für ihn gewesen, direkt mit den Schüler:innen in Kontakt zu treten.

Manuel Benz erklärt, die Umstellung habe viel Zeit in Anspruch genommen. Es habe nur im Einzelfall grössere Probleme gegeben. Er spricht auch von Überforderung, aber alles in allem habe es gut funktioniert. Manchmal seien die Probleme diffus gewesen, so dass die Schulangehörigen erst gar nicht auf das Support-Team zugekommen seien. Unterdessen gibt es auch ein Gefäss in der ersten LG-Woche, um die Erstklässler:innen im Umgang mit BYOD zu instruieren. Ältere Schülergenerationen, die noch mit Educanet arbeiteten, konnten dieses Gefäss nicht nutzen. So sind nicht alle Schülergenerationen auf dem gleichen Stand. Manuel Benz möchte allen Schüler:innen raten, regelmässig Backups zu machen, was heute leider oft nicht der Fall sei. Die Umstellung auf die Fernarbeit während des Lockdowns war eine Phase, in der BYOD an der Schule noch nicht eingeführt worden war. Es gab da eher technische Sorgen, wie zum Beispiel, dass das Internet manchmal nicht gut funktionierte. Obschon der Lockdown die Umstellung auf BYOD etwas entschärfte, war man überrumpelt worden und musste alles von zuhause aus koordinieren; es musste alles schnell gehen.

Eine Überlegung, die mit BYOD einhergeht, ist gemäss Manuel Benz die Frage, wann es pädagogisch Sinn macht, die Geräte einzusetzen. Welche Auswirkungen hat BYOD auf den Stoffplan, wie können die Geräte wirklich gewinnbringend eingesetzt werden? Man muss wohl, bis zu einem gewissen Grad, den Stoff an die Geräte anpassen, damit der Computer eine Erleichterung für den Unterricht darstellt. Im Matheunterricht beispielswiese kann der Computer reines mechanisches Rechnen für die Schüler:innen übernehmen, nicht aber das Umwandeln von Textaufgaben.

Bojan Golubicics Arbeitstag am Literargymnasium endet zwischen 16 und 16.30 Uhr. Nachdem er den Computer heruntergefahren hat, muss das Gerät zuhause allenfalls nochmals gestartet werden, wenn er zum Beispiel den Server updaten oder prüfen muss. Das Handy ist immer in seiner Nähe, falls an der Schule etwas Unvorhergesehenes passieren sollte. In seiner privaten Zeit versucht er aber, möglichst ohne das Handy auszukommen. Manuel Benz verbringt generell noch zu viel Zeit am Computer, obschon ihm das Abgrenzen eigentlich nicht schwerfällt: Er klappt nach getaner Arbeit einfach den Computer zu. Das Gerät per se sei nicht ablenkend, alles hänge freilich vom eigenen Willen ab.
 


Jelena Susac unterricht am LG Deutsch und Französisch.
Bild: David Diehl