GESPRÄCH
Lernen aus der Pandemie
Im Mai dieses Jahres trafen sich Olivia Bauert, Nikita Filipovs (SOLG), Bettina Haydon (Englischlehrerin), Dr. Thomas Baltensweiler (Geschichts- und Deutschlehrer), die Prorektorinnen Dr. Christine Feller und Sonja Rüegg sowie Rektor Markus Lüdin zu einem Gespräch, um über ihre Erfahrungen mit dem Fernunterricht während der Pandemie und die Chancen dieser digitalen Unterrichtszeit zu sprechen.
Aufgezeichnet von Fabian Jud
Redaktion Die erste Corona-Welle und die damit verbundene Schliessung der Schulen hat uns alle überrascht und von allen viel Einsatz, Kreativität und Flexibilität abverlangt. Wie blickt Ihr auf die erste Corona-Welle im Frühjahr 2020 und die damit verbundene Schliessung der Schulen zurück?
Olivia Bauert «Die Freude über das Ausbleiben des Präsenzunterrichts war vorerst dominant. Mit der Zeit habe ich dann aber gemerkt, wie mir die sozialen Kontakte mehr und mehr fehlen. Auch mein Tagesrhythmus hat sich ca. um fünf Stunden verschoben. An ein regelmässiges Aufstehen war nicht mehr zu denken, ausser am Montagmorgen für die Klassenlehrerstunde – um 8.00 Uhr! Das war natürlich etwas ganz Neues für mich.»
Nikita Filipovs «Ich schliesse mich Olivia an. Vor allem den digitalen Aspekt des Fernunterrichts, der meines Erachtens im Unterricht am LG vorher kaum vorhanden war, verbinde ich mit Problemen und Turbulenzen am Anfang. Allgemein musste man deutlich mehr Disziplin an den Tag legen, um sich nicht ablenken zu lassen und regelmässig alle Aufgaben abzugeben. Ein grosses Mass an Selbständigkeit war wichtig; man wurde ja nicht immer gleich kontrolliert.»
Sonja Rüegg «Ich möchte die Sicht der Schulleitung auf das Thema ICT einbringen. Wir mussten in kürzester Zeit gute digitale Plattformen nutzbar machen, die Kommunikation sicherstellen und einen guten Support leisten. Wir rechneten bei der Planung mit einer zweiwöchigen „Chaosphase“, auch weil zusätzlich ein Tenant-Wechsel anstand. Dieses „Chaos“ auszuhalten war manchmal nicht ganz einfach. Mit unserem guten Supportteam konnten wir allerdings sehr viel auffangen.»
Markus Lüdin «Gerne schliesse ich hier an. Am 10. März haben wir die ersten Informationen der Bildungsdirektion erhalten, dass man bereit sein sollte, den Unterricht umzustellen. Persönlich war ich am Freitag, dem 13. März – dem Tag der Entscheidung –, mit der Information der Maturandinnen und Maturanden über die Maturprüfungen 2020 beschäftigt. Während der letzten Präsentation konnte man den Jubel der Schülerinnen und Schüler hören, welche sich über die Schliessung der Schulen freuten. Von nun an befanden sich alle in einem neuen Film. Am selben Abend folgten zuerst eine Besprechung unter den Rektoraten der drei Rämibühlschulen, in welcher die schulübergreifenden Fragen des Lockdowns koordiniert wurden, und danach eine Sitzung der LG-Schulleitung, in der wir die Eckpfeiler des Unterrichtskonzepts und die technischen Grundlagen für den Fernunterricht definierten. Trotzdem kam es eine Woche später zur bereits erwähnten „Chaosphase“, als das Educanet zusammenbrach. Aber etwas Positives hatte der Kaltstart: Er hat gezeigt, dass wir auch sehr schwierige Phasen meistern können. Wir sind in den letzten anderthalb Jahren alle sehr viel flexibler geworden.»
Thomas Baltensweiler «Ich war zuerst erleichtert, dass die Schule geschlossen wurde. Da war diese unbekannte Krankheit, keine Schutzmöglichkeiten, keine Schutzmasken. Ich habe von Anfang an gedacht, dass Schutzmasken etwas Nützliches seien und den Beschwichtigungen aus dem BAG nicht getraut – in dieser Beziehung. Ich war froh, gesundheitlich nicht mehr so exponiert zu sein.
Dann gab es diese „Chaosphase“, die mich sehr belastet hat, denn letztlich tragen ja die Lehrkräfte die Verantwortung für den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler und wenn wir nichts bieten können, weil die Technik oder Plattformen kollabieren – wie dies bei Educanet geschehen ist – dann sind wir Lehrpersonen exponiert, auch wenn wir nicht die Schuld tragen. Etwas versöhnlich hat mich aber das pädagogisch-didaktische Konzept gestimmt, welches das LG schon früh entwickelt hat. Weil ich darin auch Chancen gesehen habe: Wenn schon Fernunterricht, dann wirklich anders und nicht einfach dasselbe wie in der Schule, einfach am Bildschirm. Das LG hat, gemessen an dem, was ich aus anderen Schulen gehört habe, diesen Schritt in eine neue Methodik des Lehrens und Lernens entschiedener und mutiger vollzogen.»
Bettina Haydon «Am Donnerstag vor der Schulschliessung, da war bereits etwas in der Luft, habe ich meinen Klassen fieberhaft Bücher verteilt und ihnen nach Hause mitgegeben. Das erste Wochenende war ich gar nicht mit der Schule beschäftigt, sondern privat. Ich habe ein Kind, das wie alle anderen nicht mehr in die Kita gehen konnte, und als Vorstand dieser Kinderkrippe musste ich mich zuerst mit der Kitaschliessung und den Fragen der Eltern auseinandersetzen.
Da mein Mann auch Lehrer ist, waren wir zudem etwas angespannt und fragten uns, wie die Konzepte unserer Schulen aussehen würden. Wie soll das gehen, wenn wir den ganzen Tag unterrichten und zuhause ein Kind betreuen müssen? Ich war dann auch – wie Thomas – sehr angetan vom Konzept, in dem der Stundenplan nicht eins zu eins übernommen wurde.
Was die Technik betrifft: Der Zusammenbruch von Educanet überraschte mich nicht. Ich war aber sehr erleichtert darüber, dass der ICT-Support uns so gut unterstützt hat. Manuel Benz und Kerstin Peter haben uns immer geholfen und bei der Umstellung auf Office365 unterstützt.»
Christine Feller «Ich schliesse mich dem bereits Gesagten grundsätzlich an. Ich würde gerne – weil jetzt auch schon so viel zur Unterrichtssituation am LG gesagt wurde – aus der Perspektive der Prorektorin sprechen. Ich bin für die Unterstufe zuständig und auf dieser Schulstufe haben die Freiheiten, die unser Konzept mit sich gebracht hat und die wir ja bewusst gewählt haben, auch die eine oder andere Schwierigkeit mit sich gebracht. Es gab Schülerinnen und Schüler der 1. und 2. Klassen, die mit der Arbeitsorganisation überfordert waren. Das war auch eine Belastung für die Klassenlehrpersonen, insbesondere der Unterstufenklassen, da sehr viel organisatorische Unterstützung benötigt und gefordert wurde. Das war sicher eine der Kehrseiten unseres Konzepts.
Ein anderer Punkt, der auch mit der Fernunterrichtsituation zu tun hat und sich als nicht unproblematisch erwies, ist die Kommunikation. Man war auf die digitalen Kanäle angewiesen und alle informellen, niederschwelligen Gesprächsmöglichkeiten – auf dem Gang oder im Lehrerzimmer – sind weggefallen. Das hat auch dazu geführt, dass man mit Schwierigkeiten und Fragen eher allein war und diese dann oft mit Verzögerung zu einem gedrungen sind. Nähe herzustellen, finde ich bei digitalen Veranstaltungen immer noch die grösste Herausforderung.»
Nikita Filipovs «In Bezug auf die angesprochenen Freiheiten möchte ich gerne die Schülersicht ergänzen. Ich weiss nicht, wie gut es aus Sicht der Lehrpersonen funktioniert hat, aber den offeneren Stundenplan haben alle, mit denen ich gesprochen habe, sehr geschätzt. Ich bin auch der Meinung, dass das LG im Vergleich zu anderen Kantonschulen bzw. zu dem, was ich von Schülerinnen und Schülern anderer Gymnasien gehört habe, diese Situation sehr gut gemeistert hat.»
Olivia Bauert «Dass man nur gewisse Fächer in einer Woche hatte und dass man von Anfang an wusste, welche wann an der Reihe sind, war wirklich nützlich. Ich muss allerdings anfügen, dass es anfangs auch schwierig war, da die Gestaltung des Unterrichts und die Kommunikation der Aufgaben nicht einheitlich war. Einige Lehrpersonen kommunizierten per Teams, andere per Mail, zudem gab es grosse Unterschiede bei der Art der Aufträge: es gab Lehrpersonen, die offene Aufgaben stellten und den Wunsch äusserten, man solle selbständig lernen und es gab andere, die sehr klar strukturierte Hausaufgaben erteilten und Lektionen durchführten. Das fand ich herausfordernd, dazu kam, dass ich manchmal nicht richtig wusste, was ich wie und wo abgeben muss. Aber mit der Zeit kam man in einen Rhythmus und die Lehrpersonen lernten die technischen Möglichkeiten von Teams kennen.
Ich habe in dieser Zeit realisiert, dass man sich im normalen Unterricht oft intensiv auf Prüfungen vorbereitet und erst so das Wissen richtig festigt. Da der Prüfungsdruck während des Lockdowns ausgeblieben ist, kann ich mir gut vorstellen, dass dieses Wissen nicht bei allen so gut haften geblieben ist.»
Markus Lüdin «„Distanzlernen“, das Wort sagt es ja schon, die Distanz der Schulleitung und Lehrpersonen zu den Schülerinnen und Schülern war seltsam. Die Situation lässt sich vergleichen mit einem Raumschiff und dessen Basisstation: Man sendet Signale und weiss nicht so recht, was ankommt. Das war eine Herausforderung und eine Schwierigkeit für uns. Wir haben dann den LG-Newsletter als Kommunikationsmedium eingeführt, weil es viel Klärungsbedarf gab: Gibt es Maturaprüfungen? Gibt es Benotungen? Wird promoviert? Wird nicht promoviert? Die informellen Kontakte fehlten und der Informationsbedarf war bei den Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern gross, deshalb haben wir regelmässig diese Newsletter versendet. Das war ein Mittel, diese Distanz zu überbrücken.
Von der Bildungsdirektion wurden wir über die Entwicklungen und Massnahmen umgehend informiert und konnten diese prozesssynchron an die Lehrpersonen und die Schüler und Schülerinnen weitergeben. Es interessiert mich, wie Sie, Olivia und Nikita, diese Informationen wahrgenommen haben.»
Nikita Filipovs «Ich persönlich fand die Newsletter recht spannend. Schule besteht ja nicht nur aus Lernen. Die Atmosphäre, die Kolleginnen und Kollegen, die Lehrpersonen hat man zuhause vermisst. Ich fand, dass der Newsletter ein schöner Weg war, ein wenig von diesem Schulgeist – dem Spirit – zu vermitteln. Auch dass es sich nicht nur um informative Mitteilungen handelte, sondern auch BG-Projekte oder Bandaufnahmen eingebaut wurden, fand ich persönlich recht schön.»
Olivia Bauert «Mir hat auch die Klassenlehrerstunde am Freitagnachmittag sehr geholfen. Alle Klassenmitglieder waren im selben – virtuellen – Raum und uns wurde die Möglichkeit geboten, über die Schwierigkeit und Menge der Aufgaben zu sprechen wie auch über unseren Gefühlszustand. Dieses persönliche Gespräch war sehr wertvoll in dieser Zeit.»
Thomas Baltensweiler «Ich würde auch gerne an Christines Votum anschliessen. Das Organisationsproblem – vor allem bei den jüngeren, teils aber auch bei den älteren Schülerinnen und Schülern – zielt am Ende auch in die Problematik, mit dem geforderten Lernfortschnitt in der Praxis mithalten zu können. Und ich glaube, da hat der Fernunterricht auch gezeigt, dass solche Gefässe unter Umständen auch Gefahren in sich bergen. Im Fernunterricht wurde deutlich, dass einzelne Schülerinnen und Schüler nicht mithalten können und die individuellen Unterschiede innerhalb der Klassen sind wahrscheinlich grösser geworden. Jedenfalls war das mein Eindruck. Aus dem Fernunterricht können wir demnach mit einem geschärften Sensorium für Leistungen und Grenzen von bestimmten Methoden und methodischen Ansätzen in die Zukunft blicken.
Was den persönlichen Austausch betrifft, mag es sein, dass die Kommunikationskanäle weniger geschmiert liefen. Auf der anderen Seite habe ich auch Gelegenheiten zu persönlichem und fachlichem Austausch gehabt, wie ich sie sonst nie hatte. Ich habe in den acht Wochen einige Male freiwillig Zusatzlektionen unterrichtet mit nur vier oder fünf Schülern. Das war ein sehr intensives Bildungserlebnis, das mich zu Sokrates führt, der gesagt hat, man sei sich nie näher als in der Sache. Für mich war dies ein neuer persönlicher Aspekt, den ich im Präsenzunterricht nicht gehabt hätte.»
Bettina Haydon «Ich möchte dem auch noch etwas anfügen. Meine Videolektionen als Fachlehrperson habe ich am Anfang nur mit vier Schülerinnen und Schülern durchgeführt – so dass ich sie alle sehen konnte. Das war wirklich schön und sehr direkt. Ich fand aber auch – und das schliesst an Olivias Votum an –, dass die Arbeit als Klassenlehrerin wahnsinnig intensiv war. Sie war zeitaufwändig, aber auf eine Art – das tönt vielleicht paradox – war ich meiner Klasse in dieser Zeit näher als im Präsenzunterricht. Wir hatten am Montag und Freitag die Klassenlehrerstunde und dazwischen viele Telefonate und Gespräche. Dadurch entstand eine Nähe, die ich geschätzt habe.»
Nikita Filipovs «Das führt zur Frage, ob man im Fernunterricht Lernpotenzial für den gymnasialen Unterricht sieht. Mir persönlich hat der Präsenzunterricht sehr gefehlt. Ich schätze es, in die Schule gehen zu können und den Lehrpersonen persönlich zu begegnen. Man fühlt sich viel näher am Geschehen, vor allem auch in gewissen Fächern, in denen man sich vielleicht nicht getraut in einem Teams-Call, in dem Totenstille herrscht, eine Frage zu stellen. Klar bietet die Digitalisierung Chancen, aber für mich kann nichts den Präsenzunterricht übertreffen.»
Sonja Rüegg «Ich würde gerne noch etwas zum Thema Gemeinschaftsgefühl nachreichen. Es bereitete mir Sorgen, wie man die Gemeinschaft unter den Lehrpersonen trotz der vorhandenen Umstände, beibehalten konnte. Ich war froh, dass die Konventsleitung Wege fand, um die Mitsprache und die Zusammenkunft weiterhin zu gewährleisten. Wir haben dabei als Schule Neues probiert und experimentiert; nicht alles war ein Erfolg. Dass man höhere Ziele mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Verfügung stehen verfolgt und dafür neue Wege geht, war eine wichtige Erfahrung, die wir als Schule, aber auch als Gesellschaft gemacht haben.»
Markus Lüdin «Ich möchte ein weiteres Bild einbringen: dasjenige des LG als verwunschenes, leeres Schloss. Die Arbeit im Rektorat während des Lockdowns machte allen klar: Es gibt nichts Traurigeres als eine Schule ohne Schülerinnen und Schüler. Für uns alle war der 8. Juni, dem Tag der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts, deshalb ein emotionales, freudiges Erlebnis. Ich teile Nikitas Auffassung. Wir alle waren erleichtert, als die Schule vor Ort wieder möglich war. Und trotzdem, diese Corona-Zeit hat uns nachdenken lassen über Qualitäten und Möglichkeiten und diesen Raum von Unterricht vergrössert. Nicht nur, dass wir digital einen Schritt gemacht haben, sondern eben auch grundsätzlicher – das Nachdenken über Unterricht. Ich glaube, das hat uns eine neue Dimension gezeigt. Gerade jetzt, wo wir am Nachdenken sind über neue Unterrichtskonzepte – Stichwort Projekt LG 2025 – haben wir während der Corona-Zeit neue Denkräume eröffnet.»
Christine Feller «Ja, es ist ein „Learning“ für die „Bring your own device“-Zukunft der Schule, dass man eben nicht vergisst, was man an den herkömmlichen Unterrichtsformen hat. Es geht auch nicht darum, diese zu ersetzen, sondern dass man an dem, was sich bewährt hat und was man schätzt, festhalten kann und soll. Wir müssen eine gute Mischung finden aus dem, was einem die digitalen Möglichkeiten zusätzlich oder auch anders ermöglichen und den Vorteilen des unmittelbaren Unterrichtens.»
Olivia Bauert «Ich denke auch, dass der Lernfortschritt im Umgang mit den technischen Geräten, besonders in Bezug auf das nächste Schuljahr, viele Vorteile gebracht hat. Ich weiss jetzt, wie ich mit meinem iPad am besten umgehe, früher war ich nicht allzu geschickt mit solchen Geräten.»
Nikita Filipovs «Zu BYOD: Meines Erachtens ist dies ein richtiger Schritt und eine positive Entwicklung, auch in Verbindung mit der Modernisierung der Klassenzimmer. Die Lehrpersonen sind grösstenteils schnell damit zurechtgekommen. Dies ist erfreulich, denn für mich hatte das LG vor allem vor der Quarantäne das Image einer klassischen Schule, die sich in den letzten zwanzig Jahren nicht gross verändert hat. Ich möchte gerne die anwesenden Lehrpersonen fragen, ob sie denken, dass das in Zukunft mit dem gleichen Interesse weitergeht.»
Bettina Haydon «Ich habe während der Schulschliessung stundenlang Tutorials zu digitalem Unterricht geschaut und in dieser Zeit auch ein iPad gekauft. Ich muss sagen, mir persönlich macht es Spass und die neuen Zukunftstische sind intuitiv zu bedienen. Für mich hat es etwas Spielerisches, das auszuprobieren und, wo es Sinn macht, zu nutzen.»
Thomas Baltensweiler «Für mich gibt es zwei Arten, wie ich digitale Mittel einsetzen kann: Erstens als Substitution von Papier und Buch. Das hat nichts Originelles an sich und je nachdem sind mir analoge Medien entschieden sympathischer, weil sie zuverlässiger und manchmal auch handlicher sind. Zweitens gibt es digitale Medien, die im Unterricht methodisch Neues ermöglichen. Ich freue mich darauf, ab und zu ein Projekt mit digitalen Medien umzusetzen. Ich sehe aber auch Gefahren, zum Beispiel die längere Bildschirmzeit.»
Markus Lüdin «Ich möchte diesen Gedanken gerne weiterführen mit der Frage, „Was hätte man rückblickend besser machen können?“ Letzten Herbst war es so, dass die Fallzahlen enorm in die Höhe schnellten und wir uns überlegen mussten, ob wieder Fernunterricht auf uns zukommt. Wir haben bereits Entwürfe für ein neues Unterrichtskonzept gemacht. Dort waren vier Punkte aufgelistet, auf die wir in Zukunft achten sollten. Thomas hat den einen erwähnt, nämlich dass man nicht nur digitale, sondern auch analoge Aufträge erteilen sollte, damit die Schülerinnen und Schüler nicht die ganze Arbeitszeit am Bildschirm verbringen müssen. Zudem sollte man nicht nur individuelles, sondern auch kooperatives Lernen fördern, um der Einsamkeit des Fernunterrichts zu begegnen. Es gälte auch darauf zu achten, unter- und überforderten Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Zu guter Letzt denke ich, dass wir die Schülerinnen und Schüler nach der Rückkehr noch etwas besser hätten abholen können. Wo stehen sie fachlich? Wie sind sie zurechtgekommen, vor allem auch was die mentale Dimension betrifft?»
Christine Feller «Ich möchte im Zusammenhang mit dem Einsatz von digitalen Medien auf die Infoanlässe – wie der Profilwahlelternabend – zu sprechen kommen, welche dieses Jahr digital durchgeführt werden mussten. Das war eine Herausforderung, weil man ganz neu organisieren respektive umplanen musste, aber es waren auch Gemeinschaftserlebnisse anderer Art. Lustig war, dass am Folgetag nach dem Profilwahlelternabend eine Maturandin zu mir gesagt hat, „Frau Feller, das war witzig, sie haben gestern mit uns zu Abend gegessen“. Die ganze Familie hat beim Abendessen die Veranstaltung mitverfolgt. Mir hat das gefallen, vor allem wegen der Möglichkeit, dass man sich solche Termine auch etwas flexibler einrichten kann.»
Markus Lüdin «Im letzten Jahresbericht habe ich das Kafka zugeschriebene Zitat verwendet: „Neue Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ Ich war immer wieder erstaunt, wie viel Neues entstanden ist: innovative Unterrichtsprojekte, neue Informationsanlässe, neue Formen von Projekt- und Sporttagen usw. Wenn man etwas Positives mitnehmen will, dann, dass ganz viel Tolles und Neues entstanden ist. Wir alle waren in dieser Zeit sehr gefordert, aber ich bin sicher, wir können auch ganz viel an Gewinn daraus ziehen.»
Fabian Jud ist Redaktor der LGazette