Editorial

Im Spiegel

Die neue Ausgabe der LGazette entstand vergangenes Semester und auch im Rahmen einer Medienwoche von Anfang Februar am Literargymnasium Rämibühl. Ich bin beeindruckt, wie sich die kleine Redaktionsgruppe diesem Thema von verschiedenen Seiten her annäherte. Und fühlte mein früheres Leben gespiegelt, als wir damals in einem ähnlichen Alter an der Hochschule ein Magazin für die Studierenden machten. So beginnt Journalismus und Literatur als Schreiben für andere. 

Und was für ein schwieriges Thema: Spiegel! Wir alle werden im Alltag hundertfach gespiegelt: Nicht nur äusserlich beim Blick in ein Fenster, in dunkles Wasser, in den Badezimmerspiegel – sondern auch im übertragenen Sinne: Wissenschaftlich (die Anordnung von Atomen kann sich in einem Molekül spiegeln, eineiige Zwillinge spiegeln sich genetisch). Und fast nichts stellt ein intaktes Selbstbild so stark in Frage wie der Blick in einen zerbrochenen Spiegel. 

Daraus sind jene Lesetexte und Bilder zu diesem Thema entstanden, die ihr in den Händen haltet. Ich empfehle ihre Lektüre wärmstens, am besten gleich verbunden mit einem Feedback an die Redaktion: lgazette@lgr.ch. Denn nichts spiegelt die Arbeit und Gedanken eurer Kolleginnen und Kollegen besser als eure Reaktionen.  

Und vielleicht wollt ihr der Redaktion für die Planung künftiger Hefte ja auch ein eigenes Thema vorschlagen? Ein von Schülerinnen und Schülern selbst ausgedachtes, geschriebenes und produziertes Periodikum zu einem Thema, das euch am Herzen liegt? 

Ich war selbst zeitlebens begeistert von gut geschriebenen, gut gestalteten Magazinen mit erzählten Geschichten und neuen, überraschenden Zugängen zu Alltagsthemen. Das war der wichtigste Grund, warum ich Journalist geworden bin. Und es ist der Grund, warum ich mich besonders freue über dieses Magazin einer jungen Generation. 

Denn vertieftes Lesen zu ernsthaften Themen ist die Antwort auf eine immer hektischere, lautere und oberflächlichere Welt. Es spiegelt die innere Welt, macht keinen Lärm und schont die Umwelt. Und was steht besser für kritisches Denken als Alice' Neugierde im Wunderland, wie die Welt hinter dem Spiegel aussieht? Mit der Ermunterung der LG-Rektorin Ursula Alder, da selbst nachzusehen, endet dieses Magazin. 
 


Res Strehle, Projektleiter Medienwoche PUMAS, MAZ – die Schweizer Journalistenschule 
Illustration: Lina Schwalm